Der gekaufte Fussball
Fußball ist deshalb spannend, weil niemand weiß, wie das Spiel ausgeht. (Sepp Herberger, ehemaliger deutscher Bundestrainer)
Das hat unser 54er-Weltmeistertrainer Sepp Herberger mal gesagt und bis vor einiger Zeit dachte ich immer, dass das eine der Fussballweisheiten ist, der ich für immer zu 100% zustimmen werde. Dann aber kam 2005 der Fußball-Wettskandal rund um den damaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer, 2009 der von der Staatsanwaltschaft Bochum aufgedeckte großangelegte Betrug mit alleine in Deutschland mindestens 32 verschobenen Spielen. Und da soll man dann noch seine Illusion eines Sports, bei dem alles mit rechten Dingen zugeht, aufrechterhalten? Wenn man dann noch das Buch „Der gekaufte Fussball“ von Benjamin Best zu lesen bekommt, kann man sich gar nicht mehr helfen, aber man versteht ein wenig wie es dazu kommt und was die Wettbetrüger antreibt.
Benjamin Best macht das in seinem Buch sehr gut. Er deckt schonungslos auf, wie und wo auf den Sportplätze der Welt gewettet und betrogen wird und wer sich dabei die Taschen voll macht. Er zeigt, welches Risiko die Betrüger eingehen und welche Funktionäre, Spieler und teilweise ganze Mannschaften in die großangelegten Betrugsfälle involviert sind. Er hat recherchiert, wie der Wettbetrug funktioniert und wer für viele Betrügereien verantwortlich ist. Er hat Spiele analysiert, die unter Verdacht einer Manipulation stehen und hat nach Gesprächen mit Ermittlern die entscheidenden Hinweise zu deuten gelernt, die auf einen Betrug hindeuten. Dabei lernen wir auch, dass eine plötzlich umgedrehte Trinkflasche, die hinter dem Torwart im Tor liegt, auch das Signal für die Abwehr sein kann, dass man ab jetzt Fehler produzieren muss.
Ich bin dann in der Halbzeit zu der Mannschaft hin. Ich sagte dem Trainer, er solle seine Mannschaft circa fünf Minuten vor Wiederanpfiff auf den Rasen schicken. Ich bin dann zur Mannschaft und habe denen gesagt, dass sie zusehen sollen, dass mindestens drei Tore fallen – entweder drei reinlassen oder drei schießen. Wichtig war, dass drei Tore fallen.
Zudem führt Benajmin Best weltweit viele brisante Interviews mit den Drahtziehern des weltweiten Wettbetrugs. In der Runde mit dabei sind ehemaligen Mafiosi, Wettbetrügern und spielsüchtige Spieler. So bekommt man tiefe Einblicke in die Wettszene und fragt sich schon oft, was diese Leute überhaupt antreibt. Auf der anderen Seite kommen aber auch Ermittler und Funktionäre zu Wort und erklären, wie sie auf Verdachtsfälle stoßen und versuchen Spielmanipulationen zu beweisen. Dabei sehen wir auch, dass bis heute immer noch kein funktionierender Strafbestand für Sportwettbetrug in den Strafgesetzen der Welt verankert ist und erwischte Wettbetrüger so nur mit kleinen Strafen zu rechnen haben. Das wissen die Verbände genauso wie die Betrüger und doch ändert sich nichts an dem Problem, denn jede Änderung würde ja für die Fussballverbände bedeuten, dass es im Fussball ein großes Problem mit Wettbetrug gibt. Das will man natürlich nicht, denn jeder aufgedeckte Wettskandal schadet dem Image der Fussballindustrie und deswegen lässt man lieber alles so wie es ist. Das wissen die Betrüger natürlich auch und sie nutzen das schamlos aus.
Aber der Autor deckt nicht nur auf, sondern er hat am Ende der 13 Kapitel auch noch den ein oder anderen Lösungsansatz parat. Ob sich FIFA, UEFA sowie die ganzen Mitgliedsverbände darauf einlassen, ist allerdings fraglich – unter anderem auch aus den oben genannten Gründen.
 FazitÂ
Das Buch „Der gekaufte Fussball“ von Benjamin Best ist sehr gut und verständlich geschrieben, hervorragend recherchiert und gibt uns einen tiefen Einblick hinter die Kulissen der millionenschweren illegalen Wettbetrügerei. Dieses Buch wird Euch zum Nachdenken bringen und es wird einige Emotionen in Euch freisetzen. Daher bekommt das Buch von mir auch fast die Höchstwertung und damit auch verbunden eine absolute Kaufempfehlung.
Wertung: 9/10
Seiten: 240
Erscheinungsjahr: 2013
Bezug: Amazon